Donnerstag, 13.02.2025 07:19 Uhr

Ein Lehrer in Saudi - Teil 11

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas Ar'ar, 15.01.2025, 15:01 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Reise & Tourismus +++ Bericht 5071x gelesen

Ar'ar [ENA] Ein Lehrer beschließt, das von der Wirtschaftskrise gebeutelte Europa für eine Zeitlang den Rücken zu kehren und sein Glück in Saudi-Arabien zu suchen. Er bewirbt sich als Englischlehrer und nach vielen Absagen, kommt doch noch eine Zusage, allerdings mit Vitamin B. Das ist der Beginn einer wunderbaren Reise in ein verschlossenes Land, das kaum jemand kennt. Eine wahre Geschichte in Teilen erzählt. Teil 11 der Saga.

Obwohl heute Freitag ist und wie der Name schon sagt: Frei-Tag und ich lange schlafen könnte, konnte ich die ganze Nacht kein Auge zumachen. So gegen 8 Uhr morgens nehme ich mein Handy und rufe den Pakistaner am Flughafen an um nach meinem Gepäck zu fragen. Er geht ran und überbringt mir die gute Nachricht. Meine Reisetasche ist da, seit gestern Abend schon. Ich freue mich riesig, springe aus dem Bett und renne zu Murray meinen Projektmanager um es ihm zu sagen. Seine Tür steht offen und er macht sich grad einen Tee. Dann gehen wir zum pakistanischen Kollegen mit kanadischem Pass und internationalem Führerschein und bitten ihn uns zum Flughafen zu fahren.

Als ich nach dem Duschen los will, öffne ich eine Schublade um meinen Reisepass herauszunehmen, da fällt mein Blick auf die zwei Bündel Geld die mir Anes in Riad mitgegeben hat. Die Besitzer haben sich immer noch nicht bei mir gemeldet. Anes hat mir zwar deren Namen gesagt, aber ich habe sie vergessen. Mein philippinischer Reiseführer meinte, dass mich die Kollegen schon aufsuchen werden und ich soll mir keine Sorgen machen. Außerdem wartet einer auf einen Laptop und einer Spiegelreflexkamera. Beides befindet sich in meiner Reisetasche.

Der Weg zum Flughafen ist fast genau derselbe wie der zur Arbeit, aber ab einem bestimmten Punkt aus wird die Strecke sehr schön. Die Verkehrsinsel zwischen den Fahrtrichtungen ist mit verschiedenen Gegenständen sehr schön dekoriert. Alles Kitsch, arabischer Kitsch, schimpft Murray und kann es nicht fassen, dass mit das gefällt. Ich schalte auf Durchzug, genieße die Fahrt und die Umgebung und freue mich, meine Reisetasche endlich in Empfang zu nehmen. Nach einer Weile fahren wir ins wunderschöne Flughafengelände rein und gehen schnurstracks zum Pakistaner. Tatsächlich! Da steht meine Reisetasche! Wir begrüßen und bedanken uns, ein kleiner Geldschein wechselt den Besitzer und wir fahren überglücklich nach hause.

Nach dem Auspacken Skype ich ausgiebig und so gegen Mittag nehme ich einen Stuhl und setze mich vorm Eingang in die Sonne. Der Sicherheitsmann kommt auch raus und setzt sich dazu. Als die Predigt in den naheliegenden Moscheen zu ende geht, kommen die Gläubigen langsam die Straße rauf. Wir spielen das Nationenratenspiel. Wer kommt aus welchem Land. Der Sicherheitsmann ist ziemlich gut darin. Er erklärt mir auch die unterschiede. Mal erkennt er die Herkunft am Kopftuch, mal am Käppi oder Mütze, mal am Gewand. Da kommen auch meine Kollegen in ihrer Landestracht die Straße rauf. Pakistaner, Bengalen und der Ägypter sind alle unterschiedlich gekleidet.

Eine Stunde später mache ich mich mit den zwei pakistanischen Kollegen zu Fuß in die Stadt. Wir brauchen ca. eine Stunde bis ins Zentrum und ich nutze die Chance einige Bilder zu machen. Im Zentrum gehen wir erstmal in ein Restaurant zum essen. Dieses bietet zwar arabische Küche, ist aber kein typisch arabisches Restaurant. Was gemeint ist? Es hat Tische und Stühle! Man muss nicht auf dem Boden sitzen. Es gibt zwei Theken mit verschiedenem Essen. Es gibt Frittiertes wie Pommes, Fischstäbchen, etc. und auf der anderen Seite traditionelles arabisches Essen, das teilweise sehr scharf ist. Außerdem gibt es arabischen Tee. Als ich einen Becher trinke und davon begeistert bin, gehe ich zum Koch und frage ob ich ihm zuschauen darf.

Ich darf und es ist ihm eine Ehre. Er lädt mich sogar zu einem Tee ein. Danach gehen wir in der Stadt spazieren. Arabische Städte sind anders aufgebaut als europäische Städte. Es gibt keine zentrale Piazza mit Rathaus und Fußgängerzone. Da Saudi ein Königreich ist, gibt es auch keine Rathäuser. In einem Autoland wie Saudi, sind Fußgängerzonen Mangelware. Und noch etwas ist anders. Die Geschäfte. Sie gibt es in Gruppen. Es gibt die Handystraße, die Computerstraße, die Friseurstraße, die Parfümstraße, eine Gegend mit Geschäften für Frauen und Kinder, usw. Je nachdem was man möchte, geht man in die entsprechende Straße oder Gegend.

Als der Muezzin zum Gebet ruft, machen wir uns auf in eine Moschee. Die Kollegen gehen hinein und ich warte währenddessen draußen. Ich lehne mich an einem Laternenpfahl und lasse meinen Blick schweifen. Auf einmal parkt ein Mercedes SE direkt vor mir und ein kleinwüchsiger Araber steigt aus. Wir schauen uns kurz an und dann lass ich meinen Blick wieder schweifen. Er jedoch, kommt näher und sagt mir etwas auf Arabisch. Natürlich verstehe ich nichts und erwidere auf Englisch. Er jedoch lässt nicht locker und redet und redet und redet. Irgendwann verstehe ich das Wort ‚Syrien’. Glaubt er etwa ich sei Syrer?

Vielleicht liegt das an meinem Bart der gewachsen ist. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich kein Syrer sondern ‚Yunani’ bin, aber irgendwie kommt das bei ihm nicht an. Da hält ein SUV auf der anderen Straßenseite und Fahad, ein Student steigt zu meinem Glück aus. Er sieht mich und kommt zu uns herüber. Ich frage ihm ob er mir mit dem kleinwüchsigen Araber behilflich sein kann. Gott sei dank, kann er es. Fahad erzählt dem Araber etwas, worauf sich der Mann auf einmal zu mir umdreht und ‚Yunani’? fragt. Ja, sage ich, ‚Yunani’, nix Syrien. OK!

Was der Mann wollte? Er wollte von mir wissen, warum ich hier draußen stehe und nicht zum Beten in die Moschee gehe. Jetzt weiß er, dass ich kein Moslem und kein Syrer bin. Er lächelt mir zu, gibt mir seine Hand, wünscht mir alles Gute und geht in die Moschee zum Beten. Als die Betenszeit um ist, kommen alle raus, darunter auch der Araber. Er grüßt mich wieder, steigt in seinem Benz ein und fährt weg. Wir steigen in Fahads 6-Liter GMC-SUV ein und fahren in ein Café zum Teetrinken. Das Café hat auch eine Dachterrasse mit Blick über eine breite Straße und der größten Moschee von Ar’ar.

Danach fährt uns Fahad nach hause. Kaum schließe ich meine Wohnungstür, klopft es an der Tür. Draußen steht ein Kollege. „Ich glaube du hast etwas für mich“ sagt er konspirativ. „Kann sein“, erwidere ich. „Was soll ich für dich haben?“ „Geld.“ „Wie viel?“ Er nennt einen Betrag der mit dem größeren Geldbündel übereinstimmt. Nicht mal eine Minute nachdem er gegangen ist, klopft es wieder an der Tür. Es ist ein weiterer Kollege. Wieder das gleiche Spiel mit mehr oder weniger demselben Wortlaut. Für ihn habe ich den kleineren Geldbündel, den Laptop und die Spiegelreflexkamera. Gott sei dank bin ich die Sachen und vor allem das Geld los. Hier gibt es das Buch dazu: https://www.amazon.de/dp/B0DT48XXCY

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